Projektmanagement-Seminare und Zertifizierungen: Lohnen sie sich?

von Tom am 21. Februar 2007

Projektmanagement ist noch eine relativ junge Disziplin, erst in den 60er Jahren formierten sich die ersten Gruppen, die sich Gedanken machten, was ein Projekt überhaupt ist und was man verbessern kann an der Art, wie Projekte durchgeführt werden. Seitdem hat sich zwar viel verbessert, aber dennoch gibt es noch keinen Ausbildungsberuf „Projektmanager“.

Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen wird von den Fachkräften verlangt, dass sie das Projektmanagement übernehmen. Wer ein guter Programmierer ist, der sollte auch in der Lage sein, das Endprodukt soweit zu vollenden, dass es ausgeliefert werden kann, oder? Leider werden für das Management eines Projekts andere Qualitäten verlangt als für das Programmieren einer Software oder dem Bau eines Hauses. Zum anderen sind die Anforderungen an Projektmanager von Industrie zu Industrie unterschiedlich, und Fachkenntnisse sollten sich mit Projektmanagementkönnen paaren. Daher wird Projektmanagement in der Regel als Zusatzqualifikation zu einer fachlichen Qualifikation betrachtet: Wie soll jemand ein Softwareprojekt leiten können, wenn er nicht weiss, was die Klippen der Softwareentwicklung sind?

Learning by doing ist derzeit die Regel, doch der Besuch eines Projektmanagement-Seminars kann notwendig sein, um wirkliche Fortschritte zu erlangen. Projektmanagement-Seminare sind in der Regel allerdings nicht günstig, und es sollte wohlüberlegt sein, wofür man sein Geld anlegt. Manche Seminare sind einfach nur Seminare, andere bereiten auf eine Zertifizierung vor, wobei widerum nicht alle Zertifizierungen den gleichen Stellenwert haben.

Zwei Zertifizierungen sind die populärsten:

  • Die Project Management Professional-Zertifizierung des PMI (Project Management Institute, die Zertifizierung wird als PMP abgekürzt, bedeutet nicht „Pimp my Project“)
  • Die Zertifizierung der IPMA (International Project Management Association), in Deutschland vertreten durch die GPM, Gesellschaft für Projektmanagement

Der PMP ist wahrscheinlich die populärste Zertifizierung im Projektmanagement, sie kann erst durchgeführt werden, wenn bereits 3 Jahre Erfahrung im Projektmanagement bestehen und dokumentiert werden können, Projektmanagementschulungen besucht wurden sowie ein Studium erfolgreich absolviert wurde. Studienabrecher beziehungsweise Nichtstudenten müssen mehr Erfahrung zuweisen. Alle 3 Jahre muss rezertifiziert werden, d.h. entweder wird die Prüfung noch einmal durchgeführt oder man hat in dieser Zeit 60 Personal Development Units (PDUs) gesammelt.

Für die Zertifizierungen der IPMA wird man nur einmal zertifiziert, zumindest für die unteren Ränge. Das bedeutet, dass es mehrere Stufen gibt, und anders als beim PMP wird auch eine mündliche Prüfung durchgeführt. Diese wird zum Teil im Rahmen eines Seminars durchgeführt. Angeblich wird hier der Schwerpunkt mehr auf die Soft Skills gelegt.

Darüber hinaus gibt es viele andere Seminare und Zertifikate. Doch wer sich die Stellenangebote einmal genauer ansieht, der wird erkennen, dass vor allem der PMP immer häufiger als Vorteil erwähnt wird. Es scheint, dass eine solche Zertifizierung als die „extra Meile“ angesehen wird, die ein Kandidat gegangen ist. Wer Projektmanagementkenntnisse in seinem Lebenslauf angibt, der kann sich vor allem dadurch unterscheiden, dass die Kenntnisse auch unter Beweis gestellt wurden. Denn viel zu häufig werden Projekte als Referenz angegeben, die nicht einmal den Begriff „Projekt“ verdient haben. Eine gute Zertifizierung kann dadurch auch als zusätzliche Qualifikation im Bewerbunsgrennen angesehen weden, die von den üblichen Projektmanagern unterscheidet.

Ganz abgesehen davon lohnt sich eine Zertifizierung, zumindest die PMP-Zertifizierung, die ich selber habe, vor allem für die Arbeit: Das angeeignete Wissen lässt sich für die tägliche Arbeit verwenden, und Projekte gehen einfacher, strukturierter und erfolgreicher von der Hand.

Lohnt sich eine Projektmanagement-Zertifizierung auch finanziell? Es gibt hierüber keine offiziellen Zahlen. Meine Vermutung ist, dass es sich lohnt, aber es kommt sicherlich auf die Industrie an. Aber vor allem lohnt sie sich, wenn es sich um eine populäre Zertifizierung handelt; das Bad Harzburg-Diplom, was auch ab und zu erwähnt wird, hat einen anderen Stellenwert als die international bekannte Zertifizierung PMP.

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